Die Spots auf "Fuerte" gehören zu
den besten der Welt !
René Egli:
Seit 1988 ist die Insel Austragungsort der
alljährlichen internationalen
Speed-Weeks und hat sich damit ihren Ruf als Surf-Paradies
erster Klasse weltweit festigen können.
Praktisch ganzjährig streicht über die Insel Fuerteventura der mehr oder weniger kräftig blasende Nordost-Passat. Sonnenanbeter schätzen die angenehme Brise, weil sie das Sonnenbad nicht zum Martyrium werden läßt. Viel mehr noch begeistert der luftige Gruß von den Azoren aber einen ganz speziellen Typus von Fuerte-Fans: Windsurfer aus aller Welt treibt es mehrmals jährlich auf die Insel, um sich an den idealen Bedingungen für diese Sportart zu erfreuen.
Warum nennt man Fuerteventura weltweit das
Surfparadies Nr. 1? Wir befragten dazu einen Experten, einen langjährigen Surfcrack mit
internationaler Erfahrung: René Egli aus der Schweiz.
Seit 1986 leitet er die größte Surf-Basis der Welt, das PROCENTER am Hotel "Los
Gorriones" mit F2- und NEILPRYDE-Material.
René, was ist denn eigentlich der besondere
Reiz Fuerteventuras für euch Surfcracks?
Wind und Wasser gibt es doch an vielen Plätzen der Welt.
René: Das ist schon richtig, aber das alleine reicht noch lange nicht, um von einem Surf-Paradies reden zu können. Hier stimmt einfach alles! Du hast hier ideale Bedingungen das ganze Jahr über. Es fängt ja schon an mit der Anreise. Aus Mitteleuropa bist du in nur vier Stunden hier und kannst Dich oft noch am gleichen Tag auf's Brett stellen.
Dann das tolle Klima. Es ist wirklich super! Du hast fast immer Sonnenschein, nur unterbrochen durch wenige Regentage oder -stunden. Und das bei Temperaturen zwischen 220C und 270C. Das macht einfach schon mal gute Laune. Aber am wichtigsten für einen Surfer auf Fuerteventura ist natürlich der Wind.
Ok., hier weht praktisch ständig der Nordost-Passat. Aber das gilt doch z.B. für die Nachbarinseln auch. Warum ist denn gerade Fuerteventura so einmalig in dieser Beziehung?
René: Das liegt zum einen an der geographischen Lage. Als östlichste der Kanarischen Inseln ist sie nur 100 km von der afrikanischen Küste entfernt. Das bedeutet, daß sich in diesem schmalen Streifen Atlantik nur äußerst selten Tiefdruckgebiete aufbauen können. Deshalb ist das Meer an der Ostküste auch meist sehr ruhig, denn die Insel selbst wirkt wie ein Wellenbrecher für die aus dem Westen heranrollenden Wogen des offenen Atlantik.
Zum anderen liegt es an der geologischen Formation der Insel. Die relativ niedrigen, sanft geschwungenen Hügel- und Bergformationen üben kaum eine Bremswirkung auf den Passat aus, zumal sie hauptsächlich parallel zur Windrichtung verlaufen.
Somit ist Fuerteventura schon mal generell für Surfer attraktiv. Dazu kommt, daß es hier Surfreviere für wirklich jeden Geschmack und jede Könnerstufe gibt. Und das hat hauptsächlich auch wieder mit der geologischen Formation der Insel zu tun. Das zu erklären, ist allerdings schon etwas komplizierter.
Kannst du trotzdem mal versuchen, in allgemeinverständlichen Worten die verschiedenen Windverhältnisse der einzelnen Surfspots zu veranschaulichen?
René: Nun, was Surfer besonders interessiert, ist ja nicht nur die Windstärke, sondern auch die Richtung, bezogen auf den Strand oder die Küste. Die vorherrschende Windrichtung ist der Nord/Nordost-Passat. Das bedeutet, daß der Wind im Norden bei El Cotillo oder Corralejo, leicht abgelenkt durch die Landmasse, onshore bis sideshore bläst (auf den Strand zu, bzw. vom Meer her schräg zum Strand. _ d. Red.). Bei Caleta de Fustes streicht er ganz sideshore an der Bucht entlang. An der Ostküste von Jandía haben wir mehr oder weniger starken Offshore-Wind (vom Land auf's Meer hinaus _ d.Red.). An der Südküste von Jandía bis zum alten Leuchtturm gibt es böige Winde aus wechselnden Richtungen.
Welcher Wind ist denn nun für die verschiedenen Geschmäcker oder Könnerstufen besonders attraktiv?
René: Man kann die
Windsurfszene ganz grob in drei Gruppen aufteilen:
Anfänger, Fortgeschrittene und Welt- klassefahrer. Bei den Könnern kann man noch
unterscheiden zwischen Speed-Freaks und Funboard-Freaks, d.h., vereinfacht ausgedrückt,
zwischen Surfern, die ihren Spaß an der Geschwindigkeit haben bzw. an tollkühnen
Sprüngen und Salti.
Für Anfänger herrschen die besten
Windverhältnisse in der Bucht von Caleta de Fustes, an der Costa Calma und an der Playa
de Matorral.
Die Spots von Corralejo sind schon eher etwas für Fortgeschrittene, sowohl für
Speed-Freaks als auch für Fun-Surfer.
Die Westküste mit ihren bis zu 8 m hohen Brandungswellen ist natürlich das Paradies für die Spitzenkönner unter den Fun-Surfern. Allerdings ist die perfekte Beherrschung von Technik und Material Voraussetzung für dieses nicht ungefährliche Gebiet.
Der absolute Hit unter den Surf-spots ist natürlich das Gebiet an der Playa Sotavento, und zwar die Strecke vom Hotel "Los Gorriones" bis zu den großen Lagunen kurz vor den Wanderdünen, wo seit acht Jahren die Weltmeisterschaften im Slalom- und Geschwindigkeitswettkampf ausgetragen werden.
Was zeichnet diesen Strand denn für Surfer vor allen anderen aus?
René: Da müssen wir uns wieder die geologische Formation näher anschauen. Es ist die einzige Surfzone auf Fuerteventura mit einer sogenannten Doppelbeschleunigung des Windes, denn er trifft offshore bis sideshore an der schmalsten Stelle der Insel auf die Westküste und wird dort vom Jandía-Gebirge in Richtung Ostküste abgelenkt. Dabei wirkt der Durchbruch zwischen dem Maxorata- und Jandía-Gebirge wie eine Schleuse mit Düsen- Effekt. Das ist also die erste Windbeschleunigungsstufe.
Bar und Liegeplätze des PRO CENTER
Die zweite Beschleunigung erfährt der vom offenen Atlantik herübergelenkte, kühle Wind dadurch, daß er auf dem Weg zur Ostküste praktisch unter die vom Land aufgewärmte Luft kriechen muß und dadurch noch einmal zusammengepreßt wird. In Windstärken ausgedrückt bedeutet dies, daß ein von NO kommender Wind mit 5 Beaufort an diesem Surfspot mit ca. 7-8 Beaufort offshore ankommt.
Daß wir hier auch Anfänger schulen können, liegt an den Lagunen vor dem Hotel, die bei Flut mit knietiefem Wasser gefüllt sind. Ansonsten ist dieses Gebiet etwas für Fortgeschrittene bis Weltklasse-Profis. Und das ist natürlich ein zusätzlicher Reiz: daß man hier die Weltstars der Szene nicht nur von weitem beobachten kann, sondern daß man sich mit ihnen das gleiche Revier teilt und sie natürlich dabei auch persönlich kennenlernt.
Mal eine persönliche Frage: Wie kamst du denn damals zum Windsurfen?
René: Nun, als die ersten Windsurfer von Amerika nach Europa kamen, und zwar zu den deutschen Nordseeinseln, da habe ich mich als damaliger Skilehrer sofort dafür begeistert. Es ist ja irgendwie ähnlich wie Snowboard-Fahren, nur daß das ganze auf dem Wasser stattfindet und man statt Gefälle den Wind zur Beschleunigung nützt. Anfangs habe ich dann den Sommer über in Sitges (Nordostküste Spaniens _ d. Red.) eine Surfstation geleitet und im Winter weiterhin als Skilehrer in der Schweiz gearbeitet.
Die Weltstars im harten Wettkampf
Da mich das Surfen aber immer stärker fasziniert hat, habe ich mich, auf der Suche nach einem Surfgebiet mit ganzjähriger Saison, ein bißchen in der Welt umgesehen und stieß dabei auf Fuerteventura.
Nach Abchecken der verschiedenen Zonen kam für mich als leidenschaftlicher Speedfahrer nur der Spot am "Los Gorriones" infrage, wo ich dann 1986 das ProCenter eröffnete.
Und du hast es bis heute nicht bereut? Zieht es dich nicht an andere weltberühmte Surfstrände?
René: Alle berühmten Surfplätze haben ihre Vor- und Nachteile. Aber einzig und allein auf Fuerteventura findet man ganzjärig ideale Bedingungen für jeden Windsurf-Fan. Ich kann nur sagen: Wer hier nicht begeistert ist, sollte die Sportart wechseln.
Zum Schluß noch eine Frage: Was kostet denn dieser Spaß eigentlich hier auf der Insel?
René: Die Mietpreise für eine komplette Ausrüstung liegen zwischen DM 250,-- und DM 350,-- pro Woche. Ein Anfängerkurs mit 10 Stunden kostet um die DM 300,-- und ein Auffrischkurs von 6 Stunden etwa DM 200,--.
René, im Namen unserer Leser vielen Dank für deine aufschlußreichen Erklärungen und "Gut Wind!"
Weitere Infos über: PRO CENTER René Egli Hotel Sol Los Gorriones
E-35628 Sotavento Tel.: (0034) 928 54 74 83 Fax: (0034) 928 54 73 88
e-mail: egli@rene-egli.com Internet: http://www.rene-egli.com